Leadership mit Wischmopp und Skibrille
Donnerstag, 03. Juli 2025 - 20:24 Uhr | Kategorie: Bücher
Ich habe neulich auf Audible „Der König, der ohne Krone regiert von Robin Sharma“ gehört – und war überrascht, wie viel hängen geblieben ist. Kein typisches Erfolgsbuch mit Charts, Checklisten und Motivationsfloskeln, sondern eher wie eine ruhige Erzählung, die einen langsam in ihren Bann zieht. Die Geschichte wirkt simpel: Ein Mann, Blake Davis, steckt fest im Job, im Leben, in sich selbst – bis ihm ein alter Buchhändler namens Tommy Flinn begegnet und ihn nach und nach in eine andere Sichtweise auf Erfolg einführt. Führen, sagt Tommy, ist nichts, was mit Titeln beginnt – sondern mit dem, wie du dich selbst und dein Umfeld jeden Tag behandelst.
Tommy ist dabei mehr als nur ein Mentor – er ist Türöffner zu vier Begegnungen, die Blake auf seine Weise transformieren. Die erste führt ihn zu einer unscheinbaren Hotelangestellten, Anna. Sie ist das Gegenteil von wichtig oder sichtbar, aber ihre Haltung zu Arbeit und Verantwortung ist beeindruckend. Alles, was sie tut, macht sie mit Sorgfalt – nicht weil sie muss, sondern weil sie will. Ihr „Führen ohne Titel“ besteht darin, jedem Tag Bedeutung zu geben, auch wenn es nur darum geht, ein Zimmer ordentlich zu hinterlassen. Das Gespräch mit ihr hallt lange nach, weil es so leise und doch so klar ist.
Wenig später begleitet Tommy Blake ein Skigeschäft, wo er Ty trifft – einen ehemaligen Ski-Profi. Ty dreht keine peppigen Instagram‑Videos, sondern spricht eher unverblümt: Turbulente Zeiten formen echte Leader. Jackson, ein ehemaliger CEO, der heute ein Gärtner ist, bringt später die zwischenmenschliche Seite ins Spiel: wie wichtig echte Begegnung ist, echtes Zuhören, echtes Dasein – etwas, das in Blakes Leben kaum noch vorkommt. Und Jet, der Massagetherapeut, bringt es auf den Punkt: Wer nicht für sich selbst sorgt, kann auch für niemand anderen da sein. Gesundheit, Klarheit, Achtsamkeit – kein esoterischer Kram, sondern gelebte Selbstverantwortung.
Was das Buch so stark macht, ist nicht die Tiefe einzelner Ideen, sondern wie sie zusammenwirken. Jede Begegnung ist wie ein Spiegel, der nicht belehrt, sondern zeigt. Man erkennt sich in Blake – nicht weil man genauso ist, sondern weil man oft genauso denkt, fühlt, zweifelt. Und während er durch seine Gespräche wächst, denkt man unweigerlich über sich selbst nach. Das Hörbuch war für mich mehr als ein angenehmer Zeitvertreib. Es war eine Erinnerung daran, dass Erfolg nichts mit Titeln, Tabellen oder Trophäen zu tun hat – sondern mit Haltung, mit der Art, wie man durch den Tag geht. Empfehlenswert, vor allem dann, wenn einem alles gerade ein bisschen zu laut, zu schnell oder zu viel ist.