Von Königen, Sklaven und blauen Dinosauriern

Dienstag, 12. Januar 2016 - 10:36 Uhr  |  Kategorie: Persönlichkeitsentwicklung

„Ein König kann einem Sklaven gegenüber Tiefstatus spielen, und der Sklave kann gegenüber dem König Hochstatus spielen.“ – Keith Johnstone
In diesem Blogeintrag möchte ich euch einen kurzen Überblick über den Menschlichen Status an sich geben. 
Zur Einleitung ein kurzer Dialog zwischen einem unterwürfigen König und einem selbstbewussten Sklaven:

König: „Würdest du so gut sein und mir die Krone richten, Soren?“
Sklave: „Nein, würde ich nicht! Ich hab‘ schließlich nur ein Paar Hände!“
König: „Aber … schau mal Soren! Du … gehörst mir doch!“
Sklave: „Sie sind völlig ungeeignet, Leute zu besitzen! Wie Sie mich bei dem Picknik mit Marmelade eingerieben haben!“
König: „Das tut mir ja leid. Aber wie sollte ich die Insekten von unseren Gästen fernhalten?“

Der gesellschaftliche Rang hat nichts mit dem interaktiven Status zu tun. Jemand der sozial weit über dir steht kann in einer Konversation einen niedrigeren interaktiven Status als du haben. Umgekehrt ist genau das Selbe der Fall. Interaktiver Status kann somit gespielt und beeinflusst werden. Zwei Menschen können nie den gleichen Status haben, es gibt immer einen Unterschied zwischen den beiden. Ausnahmen sind z.B. Synchronschwimmen oder Marschieren in der militärischen Einheit.

Freunde machen Status zu einem Spiel und beleidigen einander ohne es ernst zu meinen. Dies ist einer der Gründe wieso wir einige Menschen jahrelang kennen können und sie uns trotzdem fern vorkommen, währenddessen wir mit spielerischen Menschen oft fast sofort Freundschaften schließen können!

Sowohl Hochstatus als auch Tiefstatus sind defensiv:

Tiefstatus – VS – Hochstatus
„Bitte tu mir nichts“ – VS – „bleib mir vom Leibe“

Wissenswertes über Status:

Wenn man einen zu hohen Status hat (oder spielt) wird man einerseits oft von vielen gehasst, beneidet oder als unnahbar gehalten (man wird als Spießer, Snob, Prolet, arrogant, präpotent, aalglatt usw. gesehen). Andererseits wird man von einigen verehrt und vergöttert (das Vorbild, der Macher, das Idol) Wenn man einen zu niedrigen Status hat wird man von vielen zwar gemocht aber auch oft genug ausgenützt (der nette Kollege der alles für einen tut, der ewige Verehrer, das arme Opfer welches Hilfe braucht, der ewige Verlierer) 

Unser Ziel ist es unserem Konversationspartner gegenüber einen leicht höheren (bzw. leicht niedrigeren) Status zu bieten, damit wir zugleich sowohl als „einer von ihnen“ als auch als respektwürdige Person gesehen werden. Ein leichtes Statusgefälle bringt Würze in die Konversation, währenddessen ein zu großer Unterschied bald langweilig wird. Stelle dir zwei Fußballteams vor welche annähernd gut sind. Dies wird vermutlich ein spannendes Spiel. Stell dir hingegen ein Profiteam welches gegen die zweite Liga oder gegen absolute Anfänger spielt. Das Spiel wird langweilig werden, da alle wissen wie es endet.

Es gibt vier verschiedene Komponenten des Status (und natürlich viele Zwischenebenen):

Innen hoch: (Selbstbewusst, optimistisch, positives Selbstbild, man glaubt man kann alles)
Innen tief: (kein Selbstwert, kein Glaube an sich, pessimistisch, depressiv)
Außen hoch: man wirkt nach außen hin selbstbewusst, arrogant, oder beides. Positive Beispiele sind kameradschaftliches Gewinnerverhalten, wie bei vielen Topsportlern oder anderen erfolgreichen Menschen. Negative Beispiele sind Arroganz, Angeberei und Eitelkeit.
Außen tief: man wirkt nach außen hin unterwürfig, unsicher, unentschlossen. Falls dieser nur gespielt ist wirkt man charmant. Bsp. der Bundespräsident lobt einen Straßenkehrer mit den ehrlichen und freundlichen Worten „Sie haben großartige Arbeit geleistet, ich wünschte mir meine Berater hätten die selbe Entschlossenheit wie Sie.“ Der Präsident hat offensichtlich einen viel höheren Status als der Straßenkehrer, er spielt aber nach aussen hin einen tieferen Status und gewinnt somit seine Sympathie für sich.

Ein anderes Beispiel ist echter (doppelter) Tiefstatus. „Ich bin ein Verlierer. Ich bin nichts wert.“ Usw. Achte darauf dass die selben Worte falls sie von jemand der selbstbewusst ist ausgesprochen werden als gespielter Tiefstatus aufgefasst werden. Man macht sich selbst sozusagen mit einem Augenzwinkern herunter, meint es aber nicht wirklich.

Es gibt somit vier unterschiedliche Statushaltungen:

Der Charismatiker fühlt sich innen hoch (sein Selbstbild), aber er spielt nach aussen hin tief. Er ist oft ein wenig frech und weiss wie er anderen schmeicheln kann. Er ist gerissen und diplomatisch.
Der Macher fühlt sich innen hoch und spielt nach aussen hoch. Er setzt sich durch komme was wolle, auch wenn er sich dabei Sympathien verspielt. Er wird einerseits verehrt, aber andererseits gehasst.
Der Arrogante oder die Zicke fühlen sich innen tief und spielen nach aussen hoch. Er oder sie versuchen ihr mangelndes Selbstbewusstsein mit einer Maske der Arroganz zu verstecken.
Der Unterwürfige fühlt sich innen tief und spielt nach aussen tief. Er nimmt die Opferrolle ein, wird aber dank seiner unbeholfenen Art gemocht. Er wird nicht ernstgenommen, oder als potentieller Gegner gefürchtet. Selbst wenn er weiss was er will ist er selten in der Lage es sich zu holen.

Wir dominieren wenn wir den Augenkontakt halten, eine offene und entspannte Körperhaltung einnehmen und mit einer vollen, tiefen Stimme sprechen. Wir heben den eigenen Status wenn wir jemand anderen im Gesicht oder am Kopf berühren.

Einige Hochstatussignale:

  1. Entspannter sein als die Anderen, sich weniger bewegen als sie, aber Herausforderungen von ihnen mit Leichtigkeit abschmettern
  2. In ganzen Sätzen sprechen
  3. Sich geschmeidig bewegen
  4. Blickkontakt mindestens fünf Sekunden halten, niemals nur kurze Blicke zuwerfen, Zwinkern abgewöhnen
  5. Viel Raum einnehmen, sich zurücklehnen, Körper offen halten, sich „mühelos bewegen“, Brust rausdrücken und die Schultern nach hinten ziehen
  6. Viel Atem haben während einem Gespräch
  7. Die Menschen beim Namen nennen
  8. Andere im Gesicht oder am Kopf berühren, Kopf tätscheln. Allgemein andere berühren (nicht gekünstelt)
  9. Oft mit Verzögerung reagieren um die Spannung anzuheben, du hast die Kontrolle über die Situation
  10. Abwechselnd Dinge sagen die dich selber erhöhen (du wirst von anderen geschätzt, respektiert und oft eingeladen) den Anderen etwas herabsetzen (nicht abwertend, ja der ist ein ganz netter, aus dem wird in ein paar Jahren auch mal ein Mann)
  11. Die Kontrolle übernehmen
  12. Andere mitten im Satz unterbrechen, sich aber nicht unterbrechen lassen selbst wenn es jemand offensichtlich versucht

Einige Tiefstatussignale:

  1. Mach dir ständig Gedanken darüber was andere von dir denken
  2. Bei allem zustimmen, sei ein Jasager
  3. Berühre dein eigenes Gesicht
  4. Sei ein Verlierer, kein Job, kein Auto, keine Frauen, “aber es macht dir nichts aus” (kein Gedanke etwas daran ändern zu wollen)
  5. Sag oft "Ääähh"
  6. Sei ausser Atem wenn du sprichst, rede leise und undeutlich, rede schnell, rede zu hoch
  7. Unterbrich häufig den Blickkontakt, aber wirf danach einen schnellen Blick zurück. Hoffe dass der Andere wegsieht. Zwinkere oft
  8. Setze dich selber herab, erzähle über deine Mißgeschicke, deine Mißerfolge. Erwecke den Eindruck dass dich deine Freunde nicht achten, erzäle davon wie sie dich versetzt haben oder zu einer Party nicht eingeladen haben
  9. Nimm weniger Raum ein als dein Gegenüber, gehe gekrümmt, richte deinen Blick auf den Boden
  10. Lache zögerlich und unsicher
  11. Halte die Arme nahe an deinem Körper
  12. Drehe beim Sitzen oder Stehen die Zehen nach innen
  13. Sei gutgläubig und naiv
  14. Ahme den anderen nach
  15. Spiel nervös mit deinen Händen herum
  16. Rutsch auf einem Stuhl hin und her

Zurück zur Übersicht